Lissabon
Bilder und Notizen einer Erkundung in Schwarz Weiss
mit Zwischentönen
Martin Bichler
Eine Tasse Kaffee.
Darum und drum herum bewegt sich so einiges was wir
gern unser Leben nennen.
Wir waren 14 Tage in Lissabon,
da gehört die Suche nach einer guten Tasse zum
Kerngeschäft deines Tages.
Ungeheuer viel junge Menschen auf der Straße,
immerhin mit Mitte November,
die schwächste Zeit für die Saison.
Im Cafe do Electrico in der Rua do Salvador wo auch die
Tram 28 vorüber rumpelt, bin ich gern gesessen.
Mit einer kleinen Tasse Galao,
dazu die von der Nachbarin selber gebackenen
Ingwer-Mandelkekse, draußen auf einem wackligen
Hocker. Mit komfortabler Schussposition in alle
Richtungen, da macht sie Spass, die Jagd auf ein Bild.
„ Das halbe Dorf „ ist da permanent versammelt und
diskutiert mit Kennerblick und vergnüglicher
Schadenfreude wenn die Tram aus dem Gleis springt
und den ganzen Betrieb für das komplette Viertel einen
gemütlichen Vormittag lang, lahm legt.
Man hat Zeit, ...sehr viel Zeit.
Jedenfalls viel mehr als die Fremden, die noch im Laufen
Bilder machen, aber gleich wieder weiter müssen,
irgendwo hin.
Als wir einmal rausgefahren sind, haben wir die
Vorstädte gesehen, und sind wortlos erschrocken
über so viel Tristesse.
Da wird vermutlich sehr viel weniger über Kaffee geredet.
Ich weiss nicht, was Portugal für ein Land ist,
aber es ist schön zu wissen, nach diesem kurzen ersten
Eindruck, dass es zu Europa gehört.
Nachdem in letzter Zeit so viele Mittelmeerländer
als unsicher gelten, haben die Portugiesen
ziemlich gut Besuch bekommen.
Da beginnen sofort unzählige Presslufthämmer zu rattern,
in den verfallenen Häusern.
Gut möglich dass man manche Viertel in 5-10 Jahren
nicht mehr wieder erkennt.